Über das Projekt


Jugendliche in ländlich-peripheren Räumen stehen im Rahmen biographischer Entscheidungsprozesse unter einem stärkeren Druck als Jugendliche in städtischen Kontexten. Grund hierfür ist vor allem eine Doppelbelastung durch die Parallelität von Berufswahlentscheidung und einer hiermit verknüpften Migrationsentscheidung (Gehen oder Bleiben?). Gleichzeitig finden sich in der Praxis häufig unübersichtliche Informationsstrukturen und Berufsorientierungskonzepte, die bei einem Großteil der Jugendlichen zu Überforderung und fehlender Orientierung führen.

In dem Projekt JOLanDA (Jugend, Orientierung, ländliche Räume, digitale Applikation) wird auf der Basis sozialwissenschaftlicher Erhebungen eine digitale Anwendung entwickelt, die Jugendliche durch den Einsatz verschiedener Methoden, spielerisch auf die Phase der Berufsorientierung vorbereiten soll. Der Ansatz ist auf dreierlei Arten innovativ:

  • Weiterentwicklung von Strategien zur Steigerung der regionalen Bindung von Jugendlichen aus ländlich-peripheren Regionen, in dem erüber den Anspruch klassischer Marketingkonzepte hinaus die individuellen Entscheidungskompetenzen gefördert werden.
  • Landjugendliche werden als eine spezifische Zielgruppe der Berufsorientierung angesehen.
  • Die für die Berufsorientierungs-Forschung hoch aktuelle Frage wird aufgeworfen, inwieweit digitale Instrumente wie bspw. Gamification zur Ausbildung von Berufswahlkompetenz beitragen kann.

Zudem soll auch das Potenzial außerschulischer Zugänge für den Bereich der Berufsorientierung erschlossen werden.

Das vom BMBF geförderte Forschungsprojekt besteht aus vier Arbeitspaketen, die eng miteinander verzahnt sind. Bereits ab Beginn des Projektes wird die Zielgruppe zunächst in enger Taktung im Rahmen von Workshop-Treffen an der Entwicklung der Anwendung beteiligt.

Das Verbundvorhaben ist eine Kooperation zwischen der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunst in Holzminden und der Technischen Hochschule Lübeck. Zur Bearbeitung der Forschungsfragen sind im Projekt drei kooperative Promotionen (2x Soziale Arbeit, 1x Mediendesign) vorgesehen. Daneben werden zwei Stellen für die technische Umsetzung (Programmieren der Anwendung) sowie eine Stelle für die pädagogisch-didaktische Betreuung sowie die Implementierung in der Untersuchungsregion eingerichtet.

Eines der Promotionsvorhaben wird auf der Grundlage einer quantitativen Erhebung in drei ländlich-peripheren Regionen ein Modell zur Erklärung des Verhältnisses der biographischen Entscheidungen erarbeitet. Dieses Modell ist Grundlage für die entscheidungstheoretische Fundierung der Anwendung. Zwei weitere Promotionsvorhaben werden sich mit den spezifischen Anforderungen der Jugendlichen an die Anwendung beschäftigen und sowohl im Rahmen einer Evaluationsforschung als auch durch eine qualitative Interviewstudie Erkenntnisse generieren, die unmittelbar durch die Programmierer eingearbeitet werden.

Die Anwendung entsteht so in einem iterativen Prozess, der die Zielgruppe bereits zu Beginn im Rahmen verschiedener Workshopformate beteiligt. Am Ende des Projektes soll die Anwendung bereits in der Untersuchungsregion etabliert und bereit für einen Transfer in weitere Regionen sein.